Wie sieht die Baubranche in 20 Jahren aus? Was bewegt unsere Kunden in Zukunft und wie gehen wir damit um? Diese und weitere Fragen stellen wir uns bei PERI.

Die Zukunft der Baubranche

Wie sieht die Baubranche in 20 Jahren aus? Was bewegt unsere Kunden in Zukunft und wie gehen wir damit um? Diese und weitere Fragen stellen wir uns bei PERI. Wie genau das geht, erklärt uns Frank Ilg, Head of Future Products & Technologies bei PERI SE.

PERI: Frank, erkläre uns bitte, was der Fokus eures Teams ist.

Frank Ilg: Wir versuchen einen Blick in die Zukunft zu werfen und stellen uns die Frage, mit welchen Herausforderungen und Einflussfaktoren wir bei PERI uns beschäftigen müssen, um den zukünftigen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden. Wir identifizieren relevante Themen für PERI und prüfen deren Umsetzbarkeit.

"Wir versuchen einen Blick in die Zukunft zu werfen und stellen uns die Frage, mit welchen Herausforderungen und Einflussfaktoren wir bei PERI uns beschäftigen müssen, um den zukünftigen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden. Wir identifizieren relevante Themen für PERI und prüfen deren Umsetzbarkeit."

Frank Ilg, Head of Future Products & Technologies bei PERI

PERI: Das klingt sehr spannend. Kannst Du uns genauer erklären, wie ihr in die Zukunft schaut? Wie sieht eure tägliche Herangehensweise aus?

Frank Ilg: Wir beschäftigen uns mit zukünftigen Kundenbedürfnissen zum Beispiel in 2050. Dazu werden auf Basis von fundierten Daten und zukünftigen Einflussfaktoren mögliche Szenarien entwickelt, aus denen potentielle zukünftige Kundenbedürfnisse prognostiziert werden. Anhand denen richten wir dann unsere Initiativen aus und wissen dann sehr genau, wo wir hinwollen. Diese gesetzten Ziele lassen wir dann nicht mehr aus dem Auge. Unser Team setzt sich deshalb täglich mit neuen Herausforderungen auseinander und muss immer neue Lösungen finden, denn Einflussfaktoren ändern sich stetig.

Wie sieht die Baubranche in 20 Jahren aus? Was bewegt unsere Kunden in Zukunft und wie gehen wir damit um? Diese und weitere Fragen stellen wir uns bei PERI.

Das Team Future Products & Technologies bei der täglichen Fragestellung darüber, was unsere Kunden von morgen benötigen.

PERI: Wie sicher seid ihr, dass in Zukunft genau das eintritt, was ihr heute prognostiziert?

Frank Ilg: Niemand kann die Zukunft vorhersehen! Wir versuchen Prognosen abzuleiten, ähnlich wie bei einem Wetterbericht. Zum Beispiel spielt in der Bauindustrie das Thema Nachhaltigkeit und der CO2-Ausstoß eine zunehmende Rolle. Die Auswirkungen können aus aktuellen und vergangenen Daten gemessen und bewertet werden, ebenso können damit Prognosen für die Zukunft abgeleitet werden.

 

PERI: Wie unterscheidet ihr Euch dann von der klassischen Produktentwicklung, die es ja auch bei PERI gibt?

Frank Ilg: Der Unterschied liegt darin, dass wir uns nicht mit der Weiterentwicklung von Schalungs- und Gerüstsystemen beschäftigen, sondern uns um Themen kümmern, für die noch keine Kompetenz bei PERI vorherrscht. Beim 3D-Druck zum Beispiel wurde das Potenzial erkannt, dass diese Technologie das bestehende Geschäft von PERI gefährden könnte und unseren Kunden eine Alternative zu den bestehenden Lösungen bietet. Es ist unser Anspruch als Innovationsführer, Technologien als erstes voranzutreiben, bevor es jemand anderes tut – auch wenn das bedeutet, dass das eigene Kerngeschäft damit eventuell sogar zerstört wird.

Der 3D-Betondruck durchlief alle Prozesszyklen bei PERI. Damit wurde die Art und Weise wie heute gebaut wird, revolutioniert.

Der 3D-Betondruck durchlief alle Prozesszyklen bei PERI. Damit wurde die Art und Weise wie heute gebaut wird, revolutioniert.

PERI: Bedeutet das dann, dass es mal keine Schalungen und Gerüste mehr geben wird?

Frank Ilg: Das glaube ich nicht. Aktuell wird auch Beton als zukünftiger Bauwerkstoff hinterfragt. Dieser hat aus meiner Sicht, aufgrund von seinen Eigenschaften aber absolut seine Berechtigung. Deshalb wird auch noch in Zukunft damit gebaut, vor allem, wenn es um die Infrastruktur geht. Ich persönlich fühle mich auch wohler, wenn ich über eine Betonbrücke fahre als über eine Bambus-Gerüst-Brücke. Auch Schalungen und Gerüste haben ihr Einsatzfeld und absolut ihre Berechtigung. Ich sehe da kein Ende. Was ich aber schon glaube ist, dass sich die Baumethoden vervielfältigen werden, weil sich äußere Einflüsse und Kundenwünsche ändern. Es wird komplexer. Dennoch möchten wir stets die beste Lösung bieten.

 

PERI: Was war bisher Dein persönliches Highlight und erfüllt Dich mit besonderem Stolz?

Frank Ilg: Der 3D-Druck war unser absolutes Highlight. Das Thema ist durch all unsere Prozesse im Team durchgelaufen. Von der Identifikation über Szenarien, über die Relevanzprüfung usw. bis zum Market-Entry. Und das mit unserem relativ kleinen Team. Wir sind wie ein Start-up in einem Konzern. Das macht einen dann doch sehr stolz, wenn Projekte beginnend mit einer Idee auf dem Schmierzettel am Ende funktionieren und in die Realität überführt werden können. Ebenso gilt das für die Entstehung der TwistBlocks und Mesh.

Das Team „Future Products and Technology“ bei PERI während der Entwicklung der TwistBlock Moulds, wofür PERI den German Innovation Award 2021 gewann.

Das Team „Future Products and Technology“ bei PERI während der Entwicklung der TwistBlock Moulds, wofür PERI den German Innovation Award 2021 gewann. 

PERI: Die Baubranche verändert sich nicht so schnell. Wie gehen Kunden mit neuen Innovationen um, die auf den Markt kommen? Sind Sie dankbar dafür?

Frank Ilg: Die Bauindustrie ist schon eine spezielle Industrie, traditioneller als andere. Wenn ich jetzt zu Apple schiele, dann reicht es halt, wenn ich die Kameraauflösung besser mache, und dann flippen alle aus. Beim Bau ist es so, dass du wirklich einen Vorteil liefern muss, der sich auch monetär niederschlägt, zum Beispiel auf die Bauzeiten. Aufgrund des Feedbacks und der Resonanz, die wir erhalten, sehen wir, dass auch radikale Innovationen in der Bauwelt, die große Verbesserungen und Vorteile für die Kunden bringen, dankbar angenommen werden. Wenn aus einer Neuentwicklung kein oder nur wenig Mehrwert entsteht, kann man aus meiner Sicht nicht von Innovation sprechen.

 

MESH Technologie
(Foto: MESH AG)

Die MESH Technologie ist eine robotergestützte Technologie zur effizienten und kostengünstigen Herstellung komplexer Stahlbetonteile – ganz ohne Schalung. Die 3D-Gitterstruktur ist ein weiterer Meilenstein, wenn es um die Zukunft des Bauens geht.

PERI: Es läuft sicher nicht alles rund. Was waren die größten Herausforderungen bei euch?

Frank Ilg: Die größte Herausforderung ist, dass die Themen zu Beginn sehr vage, noch nicht wirklich greifbar und vorstellbar sind. Es ist schwierig, relevante Themen, an die wir glauben, dann intern auch durchzusetzen. Hinter dem 3D-Prozess stecken ja auch einige Jahre Forschung - das ist ein langer Weg. Dieser Weg war auch holprig und führte uns auch auf Irrwege. Zum Beispiel wollten wir mit einem anderen Industriepartner loslegen, wir waren euphorisch und dachten “bald können wir Häuser drucken”. Dann stellte sich allerdings heraus, dass dieser ein Material verwendete, das 20 Mal teurer als Beton war und die Euphorie war vorbei. Dann mussten wir unsere Arbeit komplett von vorne beginnen. Das macht unseren Arbeitsalltag aber auch super vielfältig, herausfordernd und ziemlich cool.

 

PERI: Gibt es auch ähnliche Initiativen oder Unternehmungen zu dem Thema?

Frank Ilg: Es gibt viele Initiativen, die in so eine Richtung gehen. Allerdings habe ich das Feedback von unseren Kollaborationspartnern wie Universitäten, Industrie, Start-ups etc. erhalten, dass wir bei dieser proaktiven Bearbeitung von zukünftigen Kundenbedürfnissen schon sehr weit sind, vor allem zeichnet uns auch der Umsetzungscharakter aus, woran es bei andern oft scheitert. Wir bearbeiten die Themen von der Identifikation bis zur Umsetzung, von Anfang bis Ende, nicht nur teil- oder auszugsweise.

 

PERI: Wenn Du jetzt einen wichtigen Wesenszug von PERI nennen würdest, welcher wäre das?

Frank Ilg: Was mir sehr gut gefällt bei PERI, ist, dass es ein Familienunternehmen ist, und zwar nicht nur auf dem Papier. Die Familie ist spürbar und das gibt PERI einen familiären Charakter, den ich sehr zu schätzen weiß und den PERI besonders macht.

 

PERI: Und jetzt eine Frage auf die wahrscheinlich jeder wartet: Welche spannenden Trends werden auf die Bauindustrie in Zukunft zukommen?

Frank Ilg: Das ist natürlich tricky, denn die Themen ändern sich stetig. Aber zum jetzigen Zeitpunkt wird Nachhaltigkeit das Thema sein, das wir in Zukunft in der Bauindustrie berücksichtigen und auch bearbeiten müssen. Wir fragen uns zum Beispiel, wie Beton noch intelligenter eingesetzt werden kann, nur noch da wo man ihn tatsächlich braucht. Oder wie man Beton CO2 neutral machen kann – das verändert natürlich die Eigenschaften von Beton, was wiederum Einfluss auf die Schalung hat. Die Fragestellung wäre dann: „Wie muss ich meine Schalung verändern, um den zukünftigen Materialien auf der Baustelle gerecht zu werden?“. Ich bin zum Beispiel in Kontakt mit einem Start-up in Zürich, die haben einen Beton-Ersatz-Werkstoff entwickelt auf Lehmbasis. Dieser hat bisher gute Festigkeitswerte, allerdings trocknet er nur sehr langsam aus – ca. 20 Tage lang. Aktuell benötigen wir mit Beton ca. 2 Tage. Deshalb könnte mit diesem Ersatzwerkstoff auch erst später ausgeschalt werden, was wiederum den Kunden nicht gefallen wird. Wir fragen uns dann, wie wir diesen Prozess mit unserer Schalung beschleunigen könnten. Ein anderes Thema ist der Holz- oder Hybridbau, das wird aus meiner Sicht auch immer mehr kommen.

 

PERI: Das ist total spannend und da gibt es einiges zu tun. Was denkst Du, wie sieht die Zukunft von PERI aus?

Frank Ilg: PERI hatte schon immer die Kundenbedürfnisse als wichtigste Priorität und das wird und muss natürlich auch in Zukunft so sein. Aus meiner Sicht verändern sich diese aber; sie werden vielfältiger werden. Das ist die Herausforderung für PERI jetzt, sich auf die unterschiedlichen verändernden Kundenbedürfnisse der Zukunft einzustellen. Unter Umständen müssen Geschäftsmodelle angepasst werden, andere Baumethoden bearbeitet werden oder zumindest Zugang zu anderen Baumethoden geschaffen werden usw. Das ist ein super vielfältiges Thema. Die Basis ist aber, dem Grundsatz treu zu bleiben und den Kunden an erster Stelle zu sehen.

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