Konzentrierte Ausdruckskraft
Das V&A Dundee – erstes Designmuseum Schottlands und zugleich erster Ableger des Victoria and Albert Museums außerhalb Londons – vereint Gegensätze zu einer spannenden Synthese. In den fjordartigen Firth of Tay ragend erinnert die horizontal gegliederte Fassade an das Schichtgestein der Klippen im Nordosten Schottlands. Aus anderer Perspektive wirkt es wie ein Schiffsrumpf und korrespondiert so mit der benachbarten RRS Discovery, dem Schiff des Polarforschers Robert F. Scott. Der durchbrochene Baukörper selbst besteht aus zwei umgedrehten Pyramiden, die sich als separate, gewundene Volumen aus einer Wasserfläche erheben und in den oberen Etagen miteinander verschmelzen.
Inspiriert von den aus Sedimentgestein bestehenden Klippen der schottischen Ostküste ragt das V&A Museum of Design Dundee in den Meeresarm Firth of Tay.
Konzentrierter Kraftakt
Wegen des hohen Anteils maßgefertigter Freiformschalungen arbeiteten alle Disziplinen und Fertigungskapazitäten von PERI Deutschland und England Hand in Hand. Die beengte Baustelle verlangte zudem eine ausgefeilte Logistik. Und weil die auskragenden Wände vor Abschluss des Daches nicht trugen, musste die komplette Schalung samt Stützkonstruktion bis zum Ende stehen bleiben. Allem voran aber gingen zwei wesentliche Arbeitsschritte: Aufwendige Baumusterproben, um sicherzustellen, dass sich die verwundenen Formen des Gebäudes überhaupt schalen ließen. Und umfassende 3D-Simulationen, um zu gewährleisten, dass es sich auch wieder ausschalen ließ.
Antiklastisch – gegensinnig verkrümmt – dient diese Wandfläche als Baumuster und Machbarkeitsstudie.
Mehr Krümmung geht nicht
"Rund 5 Jahre lagen die Pläne von Kengo Kuma brach. Keiner traute sich an die Ausführung, weil die komplexe, antiklastische Struktur lange Zeit als ‚in Beton nicht realisierbare Gebäudeform‘ galt. Oder einfacher formuliert: Mehr Krümmung geht nicht. Aber gemeinsam mit den Kollegen von PERI UK haben wir es geschafft und das vermeintlich Unmögliche möglich gemacht. Als das V&A eröffnete, hat sogar das deutsche Fernsehen in den Abendnachrichten darüber berichtet und auf die bautechnische Meisterleistung hingewiesen. Das macht schon stolz!"
Markus Beez, Head of Technical Office
"Schwarzer, oberflächenfertiger Sichtbeton ohne Lufteinschlüsse, Versätze und Risse, die Kombination kompliziertester Rundungen mit geradlinigen Wänden, eine erst nach Abschluss des Daches tragfähige Gesamtkonstruktion, die zwischen Wasser und Altbestand eingepferchte Baustelle – das V&A war eine technische und logistische Herausforderung, an der sehr viele Leute mitgewirkt haben und die nur durch extrem gute Kommunikation und Teamwork zu bewältigen war. Von der 3D-Planung und Vorfertigung der Schalungskörper in Weißenhorn über die Endmontage der Freiformschalungen in Rugby bis zur Anlieferung und Montage in Dundee punktgenau zum nächsten Betonageschritt war alles durchchoreographiert. Wir reden von Hunderten Tonnen Schalungs- und Gerüstmaterial, unzähligen maßgefertigten Schalungselementen und etlichen Konstrukteuren, die weltweit verstreut simultan an CNC-Daten und Montagezeichnungen arbeiteten. Auf der Baustelle selbst waren wir immer mit gleich zwei Projektleitern vertreten, damit ganz sicher war, dass Careys, der ausführenden Baufirma, zu jedem Zeitpunkt ein Ansprechpartner zur Verfügung stand. Die haben uns dann auch gleich adoptiert und uns zu Schotten ehrenhalber erklärt."
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